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WISSENSWERTES ÜBER PSYCHOTHERAPIE

FAQ - Häufig gestellte Fragen

Diese Informationen können als ein kurzer Ratgeber verstanden werden, ob Sie eine Psychotherapie in Anspruch nehmen wollen, wer Sie behandelt, was in einer Psychotherapie passiert, welche Kosten entstehen uvm.

Psychische Krankheiten sind behandelbar.

Die meisten psychischen Krankheiten sind über einen längeren Zeitraum entstanden, für ihre Behandlung sind manchmal Monate, manchmal Jahre notwendig. Aber es ist möglich, keine übermäßige Angst mehr zu erleben oder sich nicht dauernd mit belastenden Gedanken zu beschäftigen. Veränderungen in zwischenmenschlichen Konflikten oder gewohnten Denk- und Verhaltensmustern zu erlangen, ist nicht einfach. Jedoch sind Psychotherapeuten sehr erfahren darin, andere Menschen zu verstehen und Ihnen bei der Klärung von psychischen Problemen zu helfen. Ihr Psychotherapeut wird Ihnen ebenso zeigen, wie Sie sich zukünftig selbst helfen können, in dem Sie belastende Situationen besser erkennen und so mit ihnen umgehen können, dass Sie davon nicht krank werden.

Die Behandlung einer psychischen Erkrankung ist in der Regel umso schwieriger, je länger Sie bereits erkrankt sind und je häufiger diese Beschwerden bereits aufgetreten sind. Eine Angststörung kann deshalb manchmal besser zu behandeln sein als eine Depression, die Sie bereits seit Ihrer Jugend haben. Eine Behandlung kann auch langwieriger sein, wenn Sie mehrere psychische Erkrankungen gleichzeitig haben oder wenn Sie kaum Mitmenschen kennen, die Sie stützen. Manche psychischen Erkrankungen werden auch chronisch, das bedeutet, sie verschwinden nicht mehr vollständig. Im Weiteren ist nicht jede Behandlung erfolgreich. Wie bei anderen Behandlungen können ebenso in einer Psychotherapie Effekte auftreten, die nicht beabsichtigt waren und für den Patienten nachteilig sind.

Es kann beispielsweise zu einer Verstärkung der psychischen Beschwerden, zum Auftreten neuer Krankheitssymptome, zu einer Überforderung oder zu einem Gefühl der Abhängigkeit von dem Psychotherapeuten kommen. Nebenwirkungen von Psychotherapie sind bislang nur wenig untersucht. Nach den Studien, die zu diesem Thema vorliegen, ist davon auszugehen, dass es ca. jedem zehnten Patienten nach einer Therapie schlechter geht als vorher. Wenn Sie länger unzufrieden sind und grundlegend am Erfolg der Behandlung zweifeln, können Sie eine Therapie auch zu jedem Zeitpunkt abbrechen. Diese Bedenken und Zweifel sollten Sie allerdings offen mit Ihrem Psychotherapeuten thematisieren. Die Länge einer Psychotherapie hängt nicht von der Zahl der Stunden ab, die die Krankenkasse genehmigt hat. Professionelle Psychotherapeuten werden Ihre Entscheidung respektieren.
Was ist Psychotherapie?
Psychotherapie ist sinnvoll und notwendig, wenn ein Mensch unter Beschwerden leidet, die seelische Ursachen haben.

Psychische Krankheiten können sich in psychischen und körperlichen Symptomen und in Störungen der zwischenmenschlichen Beziehungen darstellen. Psychotherapie wirkt mittels professionell strukturierten Gesprächen, einer therapeutisch gestalteten Beziehung zwischen Psychotherapeut und Patient und teilweise praktischen Übungen.

Psychotherapie setzt keine Medikamente ein.

Die Psychotherapie
  • hat das Ziel, psychische Krankheiten zu lindern und zu heilen,
  • ist eine wissenschaftlich überprüfte Behandlungsmethode, die nachweislich wirksam ist,
  • sollte ausschließlich von Psychotherapeuten durchgeführt werden, die eine staatlich geregelte Ausbildung absolviert haben und damit über eine Approbation verfügen.
Nach dem Psychotherapeutengesetz ist Psychotherapie "jede mittels wissenschaftlich anerkannter psychotherapeutischer Verfahren vorgenommene Tätigkeit zur Feststellung, Heilung oder Linderung von Störungen mit Krankheitswert, bei denen Psychotherapie indiziert ist". Wissenschaftlich wird Psychotherapie als ein geplanter und kontrollierter Behandlungsprozess definiert, der über lehrbare Techniken beschrieben werden kann und welcher sich auf eine Theorie normalen und kranken Verhaltens bezieht.
Wer behandelt psychische Krankheiten?
Hilfe bei psychischen Krankheiten finden Sie in den Praxen niedergelassener Psychotherapeuten, in Ambulanzen und Krankenhäusern für psychisch kranke Menschen, ebenso wie in psychosozialen Beratungsstellen.
Psychotherapeut darf sich nicht jeder nennen.

"Psychologischer Psychotherapeut" ist eine gesetzlich geschützte Berufsbezeichnung.

Als Psychotherapeut darf sich nur eine Person bezeichnen, die eine staatlich geregelte Ausbildung absolviert hat und psychische Krankheiten mit wissenschaftlich anerkannten psychotherapeutischen Verfahren behandelt. Psychotherapeut dürfen sich lediglich Psychologische Psychotherapeuten, Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeuten sowie ärztliche Psychotherapeuten nennen.
Was passiert in einer Psychotherapie?
Die Aufgabe von Psychotherapeuten ist, seelische Krankheiten zu diagnostizieren und zu behandeln.

Psychotherapeuten besprechen mit Ihnen z.B. aktuelle psychische Beschwerden; sie helfen Ihnen, sich an vergangene schmerzliche Erlebnisse zu erinnern und diese zu verarbeiten; sie klären mit Ihnen konfliktreiche Beziehungen und überlegen mit Ihnen gemeinsam, wie Sie sich in belastenden Situationen anders verhalten können.

Psychotherapeuten arbeiten auf zwei Ebenen:
  • zum einen mittels der therapeutischen Beziehung, die im Laufe der Behandlung entsteht,
  • zum anderen mittels Reflexionstechniken und praktischer Übungen, die Sie in der Therapie lernen.
Der Psychotherapeut vereinbart mit Ihnen einen Erstgesprächstermin, bei dem er sich 50 Minuten Zeit für Sie nimmt. Die ersten Gespräche dienen dem gegenseitigen Kennenlernen und der Abklärung, ob Sie eine behandlungsbedürftige Krankheit haben.

Der Psychotherapeut fragt Sie, welche psychischen Beschwerden Sie haben, wie lange Sie diese Beschwerden bereits haben, wie diese sich in Ihrem Alltag bemerkbar machen und was Sie bisher unternommen haben, um wieder besser zurecht zu kommen. Er fragt Sie im Weiteren, warum Sie eine Psychotherapie möchten und was Sie von der Behandlung erwarten. Er fragt dies, um Ihre Motive und Erwartungen besser zu verstehen und prüfen zu können, ob er Ihnen wirklich helfen kann.

Mit das Wichtigste an den ersten Gesprächen ist, dass Sie sich einen Eindruck davon verschaffen, ob Sie offen und vertrauensvoll mit dem Psychotherapeuten sprechen können.

Sie sollten mit ihm auch über Themen reden können, die Ihnen vielleicht peinlich oder schmerzlich sind oder Sie ängstigen. Für eine erfolgreiche Psychotherapie ist es äußerst wichtig, dass Sie sich dem Psychotherapeuten anvertrauen können.

Diese ersten Therapiegespräche werden "probatorische Sitzungen" genannt. Für diese Sitzungen übernehmen die Krankenkassen ausnahmslos die Kosten. Damit der Psychotherapeut diese abrechnen kann, müssen Sie lediglich Ihre Krankenversicherungskarte mitbringen. Sie können sich direkt an einen Psychotherapeuten wenden und brauchen keine Überweisung von Ihrem Arzt.

Eine Psychotherapie wirkt nicht von heute auf morgen.
Die Dauer einer Psychotherapie kann je nach Krankheit und Schweregrad sehr unterschiedlich sein.

In der ersten Arbeitsphase geht es darum, dass Sie Ihre Erkrankung besser verstehen, dass Sie eine genauere Vorstellung davon bekommen, was in der Behandlung auf Sie zukommt, und dass Sie eine vertrauensvolle Beziehung zu Ihrem Psychotherapeuten entwickeln. Der Psychotherapeut sucht zusammen mit Ihnen nach Lösungen für die drängensten Konflikte und Beschwerden.

In der mittleren Phase der Therapie, die den größten Teil der Behandlung ausmacht, geht es darum, sich mit Ihren konkreten Problemen auseinanderzusetzen und neue Wege zu finden, sie zu bewältigen. Sie probieren ungewohnte Verhaltensweisen aus und werden neue Erfahrungen machen. Sie verstehen Ihre Probleme besser und lernen, Ihre "typischen Muster" wahrzunehmen. Vielleicht trauern Sie um erlittene Verluste und Veränderungen oder es gelingt Ihnen, unterdrückte Gefühle zuzulassen, ihnen Ausdruck zu verleihen und eine Richtung zu geben.

Die Schwerpunkte und Inhalte der Psychotherapie werden individuell sehr verschieden sein, je nachdem was Sie erlebt haben, welche Lösungsstrategien Sie bisher entwickelt und angewandt haben, welche Fähigkeiten Sie mitbringen und welche Herangehensweise Ihnen entspricht.

Eine erfolgreiche Therapie erkennen Sie daran, dass es Ihnen mit der Zeit wirklich besser geht, die Beschwerden nachlassen und Sie sich Ihrer eigenen Kräfte wieder bewußter sind. Psychotherapeuten arbeiten mit Ihnen nicht länger als notwendig und machen sich selbst am Ende überflüssig.

Der Abschluß einer Psychotherapie bedeutet immer auch einen Abschied. Der Psychotherapeut war für Sie wahrscheinlich eine Zeit lang eine sehr wichtige Person. Es kann sein, dass Sie das Ende der therapeutischen Beziehung als einen Verlust empfinden. Es ist dann sinnvoll, dieses Thema in den letzten Therapiestunden zu besprechen und sich mit den damit verbundenen Gefühlen und früheren Erlebnissen auseinanderzusetzen.

In der letzten Phase der Behandlung geht es darum, Sie auf Ihre weitere Zukunft vorzubereiten. Die Fragen, die sich nun stellen können, sind beispielsweise:
  • Was für Ziele haben Sie bezüglich Ihrer weiteren Entwicklung?
  • Was werden Sie tun, um das bisher Erreichte zu bewahren und sich Ihren längerfristigen Zielen weiter anzunähern?
  • Was können Sie tun, wenn Ihre Beschwerden erneut auftreten oder sich verschärfen?
Eine Psychotherapie schafft selbstverständlich nicht alle Probleme aus der Welt. Das Leben wird auch nach der Therapie weiter auf und ab gehen. Daran wird auch eine Psychotherapie nichts ändern. Ein Unterschied wird Ihnen jedoch womöglich auffallen. Das Hinauf und Hinunter macht Ihnen nicht mehr so viel aus. Sie nehmen negative Veränderungen früher wahr und sind eher in der Lage, ihnen aktiv entgegen zu steuern.
Wann bin ich psychisch krank?
Seelische Hochs und Tiefs kennt so gut wie jeder.

Die meisten Menschen kommen mit dem Auf und Ab ihres Seelenlebens gut alleine zurecht. Viele tauschen sich darüber mit ihrem Lebenspartner oder ihren Freunden aus und finden dadurch wieder zu ihrem inneren Gleichgewicht. Manchmal reichen allerdings solche Gespräche mit vertrauten Personen nicht aus. Wenn eine psychische Krise über Wochen andauert, ist ein Gespräch mit einer Psychotherapeutin oder einem Psychotherapeuten sinnvoll. Psychotherapeuten sprechen mit Ihnen, um herauszufinden, ob Sie psychisch krank sind.

Eine psychische Krankheit kann vorliegen, wenn Sie beispielsweise über einen längeren Zeitraum ängstlich oder niedergeschlagen sind oder an körperlichen Beschwerden leiden, für die sich keine organischen Ursachen finden lassen.

Anerkannte psychische Krankheiten

Ärzte und Psychotherapeuten haben sich gemeinsam auf eine anerkannte Liste psychischer Krankheiten verständigt. Anerkannte psychische Krankheiten finden sich in der sog. ICD-10-Liste. Diese ICD-10-Liste ist eine international gültige Einteilung aller körperlichen und psychischen Krankheiten. Diese Liste wurde von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erarbeitet und ist in Deutschland verbindlich. Die psychischen Erkrankungen werden danach unterschieden, an welchen Symptomen ein Patient aktuell leidet. Häufig liegen bei Patienten mehrere psychische Störungen gleichzeitig vor.

Selbsttest: Bin ich psychisch krank?
Wenn Sie noch genau prüfen möchten, ob für Sie eine Psychotherapie infrage kommt oder nicht, helfen Ihnen vielleicht folgende Fragen weiter:
  • So kenne ich mich gar nicht! Fühle ich mich irgendwie anders als sonst?
  • Beunruhigt mich die Veränderung?
  • Habe ich eine Erklärung für diese Veränderung?
  • Reicht diese nicht aus, um die Dauer und Schwere der Beschwerden zu begründen?
  • Kann ich meine tägliche Arbeit lediglich mit Mühe verrichten?
  • Mache ich mir ständig Sorgen und habe ich viel Angst?
  • Habe ich den Eindruck, unter körperlichen Beschwerden zu leiden?
  • Ist mein Schlafrhythmus gestört, schlafe ich zu wenig oder zu viel?
  • Fühle ich mich häufig aggressiv, hasserfüllt, gereizt oder bin ich sehr intolerant?
  • Habe ich kaum noch Menschen, mit denen ich über meine Probleme reden könnte?
  • Sind Gespräche mit Freunden nicht mehr ausreichend?
  • Fällt die Veränderung auch anderen Menschen deutlich auf?
  • Ist das bereits schon länger als 3 Monate so?
Kosten einer Psychotherapie?
Die Psychotherapie ist eine Leistung der gesetzlichen Krankenversicherung.
Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten für eine Psychotherapie in vollem Umfang.

Eine Psychotherapie ist jedoch eine "antragspflichtige Leistung", d.h. Sie müssen nach den Probesitzungen einen Antrag zur Bewilligung weiterer Stunden stellen. Das entsprechende Formular und weitere Informationen erhalten Sie beim Psychotherapeuten. Üblicherweise übernehmen Psychotherapeuten für Sie die meisten dieser verwaltungstechnischen Angelegenheiten. Sie brauchen das Formular lediglich noch durchzulesen und zu unterschreiben.

Hat die Krankenkasse Ihren Antrag auf Psychotherapie genehmigt, übernimmt sie vollständig die Kosten für eine Psychotherapie. Sie müssen also nichts zuzahlen.

Der Antrag an die Krankenkasse beinhaltet auch einen Bericht mit Angaben zu Ihren Beschwerden und Ihrer Krankengeschichte. In dem Bericht sind weder Ihr Name noch Daten enthalten, die auf Ihre Identität schließen lassen. Der anonymisierte Bericht wird in einem getrennten und verschlossenen Umschlag an die Krankenkasse geschickt. Die Krankenkasse leitet den Brief und evtl. weitere Unterlagen zu früheren Behandlungen ungeöffnet an den Gutachter weiter. Der Gutachter prüft dann die Begründung Ihres Antrages, ohne zu wissen, um wen es sich handelt.

Leistungen der privaten Krankenversicherung sind nicht einheitlich geregelt. Ausschlaggebend ist, was der Versicherte und seine Versicherung vertraglich vereinbart haben. Viele private Krankenversicherungen lehnen einen Versicherungsschutz für psychisch kranke Menschen ab oder schränken die Leistungen im Fall einer psychischen Erkrankung ein. In jedem Fall ist es sinnvoll, sich vor Behandlungsbeginn die Kostenübernahme schriftlich bestätigen zu lassen.

Bei Beamten übernimmt die Beihilfe einen Teil der Kosten für die Behandlung durch zugelassene Psychotherapeuten. Im Allgemeinen übernimmt die Beihilfe ungefähr 50 Prozent der Kosten. In jedem Fall ist es auch hier sinnvoll, sich vor Behandlungsbeginn die Kostenübernahme schriftlich bestätigen zu lassen.

Tragen Sie die Kosten für die Psychotherapie selbst (Selbstzahler), werden Sie in der Regel wie ein privat Versicherter behandelt. Die Behandlungskosten richten sich nach der Gebührenordnung für Psychotherapeuten.

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