Im Folgenden werden zentrale Fragen bezüglich der Somatoformen Störung kurz beantwortet.
Was sind Somatoforme Störungen ?
Der Begriff "Somatoforme Störungen" beschreibt eine Gruppe von verschiedenen psychischen Erkrankungen. Ein besonderes Merkmal sind unklare körperliche Beschwerden. "Unklar" bedeutet, dass durch medizinische Untersuchungen keine körperliche Ursache festgestellt werden konnte, welche das Ausmaß der Beschwerden ausreichend erklärt. Neben Schmerzen in verschiedenen Körperteilen (z.B. Rücken, Bauch, Kopf oder Gelenken) können ebenso Schwindel, Verdauungsbeschwerden oder Herz- und Atembeschwerden auftreten.
Die meisten Menschen haben hin und wieder unklare Körperbeschwerden. Allerdings erst wenn diese über einen längeren Zeitraum anhalten, zu deutlichem Leid führen und den Alltag der betreffenden Person beeinträchtigen, spricht man von einer Somatoformen Störung.
Wie häufig sind Somatoforme Störungen ?
Somatoforme Störungen gehören zusammen mit Depressionen und Angststörungen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen in Deutschland. Circa 12 von 100 Menschen leiden mindestens einmal im Leben unter einer Somatoformen Störung. Frauen sind davon doppelt so häufig betroffen wie Männer.
Gibt es unterschiedliche Formen und Verläufe Somatoformer Störungen ?
Es existieren tatsächlich unterschiedliche Formen Somatoformer Störungen. So gibt es Betroffene, die unter sehr vielen unterschiedlichen unklaren Körperbeschwerden leiden. Diese Patienten klagen zum Beispiel über Schmerzen, Verdauungsbeschwerden (z.B. Durchfall) und Herz-/Kreislaufstörungen (z.B. Herzrasen). Oft dauern diese Beschwerden schon über mehrere Jahre an. Dabei handel es sich um eine Somatisierungsstörung.
Anders dagegen ist die Schmerzstörung, bei der starke und häufig anhaltende Schmerzen in einer bestimmten Körperregion bestehen. Oft wurde zunächst eine körperliche Ursache ermittelt (z.B. Bandscheibenvorfall). Die Schmerzen bleiben allerdings weiterhin bestehen, auch wenn die körperliche Ursache behoben wurde (z.B. durch eine OP).
Bei einer Hypochondrischen Störung quält die Betroffenen die Befürchtung, an einer schweren Krankheit zu leiden (z.B. Krebs). Vorhandene Körperbeschwerden werden als Anzeichen der jeweiligen Krankheit interpretiert. Medizinische Untersuchungsergebnisse, die gegen das Vorliegen der befürchteten Erkrankung sprechen, können die Angst lediglich kurzzeitig lindern.
Wie entstehen Somatoforme Störungen ?
Die Entstehung einer Somatoformen Störung ist ein sehr komplexer Vorgang, bei dem es nicht lediglich eine bestimmte Ursache gibt. Vielmehr handelt es sich um ein Zusammenspiel von verschiedenen Faktoren, welche über mehrere Jahre wirken.
Bei Somatoformen Störungen werden "normale Körperprozesse" verstärkt wahrgenommen und als Anzeichen einer körperlichen Erkrankung erlebt. Oft gibt es einen individuellen Auslöser (z.B. Stress, belastende Lebenssituation), welcher zu einer normalen körperlichen Reaktion führt. Das Herz schlägt schneller, man verspannt sich oder verspürt einen nervösen Magen. Einige Menschen fragen sich dann: "Was bedeutet das? Welche Krankheit habe ich?" Die Konsequenz: Je intensiver die Person ihre Aufmerksamkeit auf die Beschwerden lenkt, desto stärker werden sie.
Um der Ursache auf den Grund zu gehen, werden oft wiederholt Ärzte zu Rate gezogen. Allerdings auch das positive Ergebnis, dass keine körperliche Erkrankung besteht, beruhigt die Betroffenen nicht. Vielmehr fühlen sie sich eher in einer Vermutung bestätigt: "Wenn sich die Ärzte immer wieder Zeit für mich nehmen, ist sicher etwas nicht in Ordnung".
Viele Menschen tendieren im Weiteren dazu, sich zu schonen. Sie vermeiden körperliche Aktivität, um die Schmerzen zu lindern. Das kann kurzfristig auch gelingen, auf lange Sicht jedoch führt dieses Vermeidungsverhalten zu einer schlechteren körperlichen Verfassung und damit zu weiteren Missempfindungen. Durch diesen Kreislauf können sich die Beschwerden über Jahre immer weiter verschlimmern und das Leben der Betroffenen sehr stark beeinträchtigen.
Somatoforme Störungen: Was kann man selbst, was können Freunde oder Angehörige tun ?
Man kann Einiges tun, um die Beschwerden selbst positiv zu beeinflussen. Die wichtigsten Empfehlungen dabei sind:
- Bewältigen Sie Ihren Alltag so gut und aktiv wie möglich.
- Bleiben (oder werden) Sie trotz und mit Ihren Beschwerden körperlich aktiv. Nehmen Sie sich kleine Schritte vor, um mit der Zeit wieder aktiver zu werden.
- Wechseln Sie ab zwischen Phasen der Aktivität und Phasen der Entspannung. Das regelmäßige Üben einer Entspannungstechnik (z.B. Progressive Muskelentspannung, Yoga) ist sehr hilfreich.
- Nehmen Sie am gesellschaftlichen Leben teil. Sich mit anderen Menschen zu treffen, lässt die Körperbeschwerden häufig in den Hintergrund rücken.
- Pflegen Sie ganz bewusst Ihre Ressourcen, z.B. durch Hobbies: Was tut Ihnen gut? Wo fühlen Sie sich wohl? Mit wem verbringen Sie gerne Zeit?
- Finden Sie heraus, welche Gedanken, Verhaltensweisen und Strategien Ihre Beschwerden lindern. Nutzen Sie solche hilfreichen Strategien gezielt für sich.
- Tauschen Sie sich aus. Dies kann ein Gespräch mit nahestehenden Menschen oder eine geeignete Selbsthilfegruppe sein.
Menschen mit unklaren körperlichen Beschwerden wird häufig mit einer gewissen Skepsis begegnet. Sie sehen sich meist mit dem Vorwurf konfrontiert, sich ihre Beschwerden lediglich einzubilden. Das baut zusätzlich Frustration und Unbehagen auf.
Es ist daher wichtig, dass Angehörige und Freunde die Erkrankung anerkennen und für die betroffene Person präsent sind. Sie vollständig zu schonen, ihr alle Aufgaben und körperlichen Belastungen abzunehmen, kann den Krankheitsverlauf allerdings negativ beeinflussen. Deshalb kann es ratsam sein, dass Angehörige zeitweise in die therapeutische Behandlung miteinbezogen werden und sich gut über das Krankheitsbild informieren.