Woran kann man eine Depression erkennen?
Oft bezeichnet man Menschen schon als depressiv, wenn sie längere Zeit niedergeschlagen sind. Depressionen sind allerdings sehr viel schwerwiegender als reines Trübsal blasen: Sie sind ernst zu nehmende seelische Erkrankungen, die behandelt werden sollten.
Neben einer gedrückten Stimmung gehören zur Diagnose Depression noch weitere Symptome. Depressions-Anzeichen werden im Klassifikationssystem ICD-10 (Internationale statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme) in Haupt- und Nebensymptome unterteilt.
Hauptsymptome einer Depression
Zu den Hauptsymptomen gehören nach dem ICD-10:
- Fast ununterbrochene depressive Stimmung in starkem Ausmaß, die nicht von außen beeinflussbar ist und mindestens zwei Wochen anhält.
- Verlust von Freude und Interessen
- Antriebslosigkeit oder Müdigkeit
Diese Anzeichen von Depression machen das Außmaß der Erkrankung deutlich. Depressive Personen fühlen sich über viele Tage hinweg und den ganzen Tag hindurch niedergeschlagen. Selbst positive Erlebnisse können ihre Stimmung nicht verbessern bei einer Depression.
Charakteristisches Anzeichen einer Depression ist zudem, dass der Patient weder Freude noch andere Gefühle empfindet, sich deshalb innerlich leer und gefühlstot fühlt. Aufmunterungsversuche durch die Umwelt haben dann keinen Effekt. Nichts kann das Interesse von depressiven Menschen wecken. Selbst das Aufstehen am Morgen fällt den Betroffenen so schwer, dass einige das Bett gar nicht mehr verlassen. Ihren alltäglichen Aufgaben können sie nicht mehr nachkommen.
Nebensymptome einer Depression
Neben den drei Hauptsymptomen treten oft weitere Symptome einer Depression auf. So entwickeln depressive Menschen große Selbstzweifel und bewerten sich selbst sehr negativ. Starkes Schwinden des Selbstvertrauens oder des Selbstwertgefühls sind deshalb charakteristisch für Depressionen. Symptome sind auch mitunter starke Schuldgefühle und Selbstvorwürfe. Außerdem haben einige Depressive mit Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörungen zu kämpfen.
Wahnvorstellungen und Halluzinationen bei Depression
Eine schwere depressive Episode kann auch von psychotischen Symptomen wie Wahnvorstellungen und Halluzinationen begleitet werden. Die Patienten leiden dann beispielsweise unter Verfolgunswahn oder moralischen Zwangsgedanken. Sie fühlen sie verfolgt, hinterfragen laufend, welches Verhalten richtig oder falsch ist, und fühlen sich minderwertig. Wahnhafte Depressionen sind besonders schwerwiegend und nicht leicht zu behandeln. Eine solche psychotische Depression wird deshalb nicht nur mit Antidepressiva, sondern zusätzlich mit Neuroleptika behandelt.
Körperliche Symptome bei Depression
Depressionen wirken sich nicht lediglich auf die Emotionen und das Verhalten aus. Es gibt auch physische Auswirkungen einer Depression. Körperliche Symptome sind beispielsweise Herz-Kreislauf-Beschwerden oder Schmerzen, mitunter auch Appetitverlust oder - seltener - eine Steigerung des Appetits. Manchmal stehen die körperlichen Beschwerden so stark im Vordergrund, dass die Depression nicht erkannt wird.
Wenn keine organische Ursache für körperliche Beschwerden vorliegt, spricht man von "Somatisierung". Das heißt nicht, dass Betroffene sich die körperlichen Symptome einbilden. Die psychische Störung erzeugt oder verstärkt vielmehr vorhandene Beschwerden. Sie zeigen sich in ganz unterschiedlichen körperlichen Regionen. Oft klagen die Patienten über Magen- und Darmprobleme, Kopf- und Rückenschmerzen. Ein weiteres körperliches Anzeichen von Depressionen sind Schlafstörungen. Depressionen lösen zudem oft starke Unruhe und Erregtheit aus oder sie hemmen das Verhalten. Häufig nimmt auch das Interesse an Sexualität ab. Immer wieder auftretende Denk- oder Konzentrationsschwierigkeiten können auch ein Anzeichen von Depressionen sein.
Unterschied von Trauer und Depression
Depressions-Symptome können denen von tiefer Trauer ähneln. Es gibt jedoch entscheidende Unterschiede. Hierzu gehört, dass die deprimierte Stimmung im Trauerfall nicht immer gleich ausgeprägt bleibt. Die meisten Trauernden sind trotz ihres Verlustes in der Lage, zwischendurch zu Lachen und Freude zu empfinden. Auch verbessert sich die Stimmung von Trauernden in der Regel mit der Zeit. Die Trauer kann durch den Gedanken an den Verlust zwar schlagartig wiederkehren. Doch nach und nach kann ein trauernder Mensch sich wieder zunehmend an schönen Erlebnissen erfreuen. Auch die Unterstützung von Freunden und Familie kann ihm ein Trost sein. In manchen Fällen geht eine Trauerreaktion allerdings in eine Depression über.
Depression: Unterschied zwischen Männern und Frauen ?
Bei Frauen lassen sich meist leichter die Symptome für Depressionen erkennen. Denn Männer zeigen oft andere Anzeichen für Depressionen als die gemeinhin bekannten. Gereiztes Verhalten und vermehrter Alkoholkonsum können bei ihnen beispielsweise auf eine Depression hindeuten. Aggression ist als Verhalten für das männliche Rollenstereotyp eher akzeptiert als Rückzug und Niedergeschlagenheit. Die typischen Depressions-Symptome werden von Männern eher als Schwäche wahrgenommen.